„Immigration ist nicht ein Kerker, in dem man seine Träume begräbt“, das war der Titel meines ersten FB-Posts, den ich im Exil geschrieben habe. Ich schrieb ihn nach einer langen Reise und nach einer langen Pause vom Journalismus. Tatsächlich ergab sich bald darauf die Gelegenheit, den Spruch umzusetzen. Ich bekam einen Job bei Amal, Hamburg! Und gehörte zum Gründungsteam der Nachrichtenplattform, die auf Arabisch und Dari/Farsi aus Hamburg berichtet.
Ich begann, Nachrichten zu schreiben und vor allem beschäftigte ich mich damit herauszufinden, wofür sich unsere Zielgruppe interessiert. Wer ist eigentlich die afghanische und iranische Community in Hamburg? Ich stieß auf viel bislang Ungesagtes: Bitteres, Schreckliches, aber auch Schönes und Inspirierendes.
Da war zum Beispiel die Geschichte des afghanischen Teenagers Reza Marut, der trotz der vielen frustrierenden Erlebnisse beim Warten auf den Aufenthaltstitel, seinen Traum von einer Karriere als Boxer nicht aus den Augen verlor. Das war auch die sehr traurige Geschichte eines afghanischen Künstlers, dem gemeinsam mit Frau und kleinen Kindern die Abschiebung drohte. Sogar seine siebenjährige Tochter konnte an nichts anderes mehr denken.
Ich bin so froh, dass sich im Laufe der vier Jahre, in denen wir Amal in Hamburg machen, nicht nur mein Leben verbessert hat und wir unsere Redaktion aufgebaut haben. Auch das Schicksal vieler Menschen, die ich begleitet habe, hat sich zum Guten gekehrt. So hat Reza Marut endlich einen gültigen Aufenthaltstitel und steht kurz davor deutscher Staatsbürger zu werden. Der inzwischen 22jährige ist zudem vom Boxtalent bei St Pauli zum Jugendtrainer aufgestiegen. Er hat sein Abi in der Tasche und studiert heute an einer Universität in Hamburg. Kürzlich habe ich auch den afghanischen Künstler und seine Familie in einen unserer Parks getroffen. Ihnen geht es gut, auch sie haben Aufenthalt bekommen und sie leben in einer schönen Wohnung in einem der Vororte von Hamburg.
Amal hat sich in den vier Jahren ebenfalls weiterentwickelt. Wir haben die Probleme, Nöte und Sorgen der Asylsuchenden in Deutschland aufgegriffen und darüber berichtet. Wir haben über Initiativen, neue Gesetze und Regeln berichtet und immer wieder Projekte vorgestellt, in denen Neuangekommene sich engagieren können. Einen besonderen Fokus legen wir auf Projekte, die beim Eintritt in den Arbeitsmarkt und bei der Integration in die Gesellschaft helfen.
Die Entstehung dieses verlässlichen und authentischen Mediums hat dazu geführt, dass viele Leser:innen ihre Erfahrungen mit uns teilen und sich an uns wenden, wenn sie Informationen oder Hilfe suchen. Besonders beliebt sind Erfolgsgeschichten und es ist ein schönes Gefühl, wenn Erfolg gesehen und anerkannt wird, indem darüber berichtet wird.
Mit der Ankunft so vieler Geflüchteter aus der Ukraine ist ein neuer Bedarf entstanden und Amal hat eine weitere Sprache hinzubekommen: Amal, Ukraine! Auch geographisch ist Amal gewachsen: Seit 2023 haben wir auch ein Büro in Frankfurt. Derzeit arbeiten 25 Kolleg:innen aus Afghanistan, Iran, Syrien, Ägypten, Jemen und der Ukraine bei Amal in Berlin, Hamburg und Frankfurt. Sie arbeiten alle daran, die Amal-Familie mit professioneller, verlässlicher Berichterstattung zu versorgen.