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Ehrensache!

Nee, jetzt geht es nicht um einen Mordfall. Der Beitrag von Ali Hassanpour ist Teil einer neuen Serie von Beiträgen, die unsere Redaktion in Hamburg derzeit produziert. Es geht um das Thema Ehrenamt: Warum engagieren sich so viele Menschen? In welchen Bereichen macht Ehrenamt besonders viel Sinn bzw. Spaß? Was muss ich machen, um dabei zu sein? Was habe ich davon?
Wer könnte diese Fragen besser beantworten, als die Ehrenamtlichen selber? So wollen wir in den nächsten Wochen Menschen und Organisationen vorstellen und Wege aufzeigen, wie auch Neuangekommene mitmachen können. Schließlich ist es gerade für sie interessant, neue Menschen kennenzulernen und eine interessante Tätigkeit zu finden. Hier geht es zu seinem Text auf Farsi.

 

Gegen das der-Feind-meines-Feindes-ist-mein-Freund-Denken

„Ich kann absolut nicht nachvollziehen, wieso so viele Afghanen Putin unterstützen! Sie wissen aus eigener Erfahrung, was Moskaus Truppen anrichten. Afghanistan wurde von der Roten Armee völlig zerstört und hat sich bis heute nicht davon erholt. Trotzdem stehen viele Afghanen, auch Exil-Afghanen in Deutschland auf Seiten Russlands!“, so Amal-Redakteur Noorullah Rahmani. Er erklärt diese verbreitete Haltung mit der Enttäuschung und der Wut vieler Afghan*innen über den übereilten Rückzug des Westens aus Afghanistan: „Das ist die alte Logik: Die Feinde unsere Feinde sind unsere Freunde. Ich dachte, wir hätten das überwunden“. Noorullah Rahmani hat über das Thema einen Kommentar geschrieben und selten hat ein Text, und noch dazu ein langer politischer Text auf der Dari-Farsi-Facebook-Seite von Amal so viele Menschen erreicht. Eine Reichweite von 100 000, das schaffen sonst eher Videos oder Foto-Stories.

Tausende haben den Beitrag kommentiert. Viele Leser*innen beschimpfen und beleidigen den Autor und auch die ganze Redaktion von Amal für den Versuch, in diesen angespannten Zeiten, in denen die Gesellschaft sich einmal wieder zu spalten droht und wir uns zurück katapultiert fühlen in die Zeiten als man sich entscheiden musste: Entweder steht auf der einen Seite oder auf der anderen. Für Menschen, die sich weder hier noch dort vollständig anschließen wollen, scheint es einmal wieder keinen Platz zu geben.

Auch in der arabischen Community wird das Thema heiß diskutiert und Khalid Alaboud wirbt in seinem Kommentar dafür, sich nicht in die alten Freund-Feind-Schema drängen zu lassen. „Bevor Du Dich auf die Seite von Russlands stellst, weil Du dich freust, dass endlich einmal jemand den Westen eins überbrät, versetze Dich bitte einmal kurz in die Lage der Opfer dieses Krieges. Sind nicht die Kinder, die in der Ukraine beschossen und bombardiert werden, ähnlich wie die syrischen Kinder, die in Aleppo und Homs getötet wurden? Wir dürfen nicht vergessen, was es bedeutet, menschlich zu sein!“.

Hier geht es zum Text von Noorullah Rahmani auf Dari und hier zum Text von Khalid Alaboud auf Arabisch. Gerne können wir die Texte übersetzen und Ihnen gegen Honorar zur Verfügung stellen. Vielleicht wäre es auch für Ihre Leser*innen interessant?

Mission Accomplished: Wir haben den syrischen Handelsminister in den April geschickt!

 

Die arabische Redaktion von Amal, Berlin! genießt den Ruf, besonders raffinierte und gerne auch etwas derbe Aprilscherze zu veröffentlichen. Dieses Jahr war es eine Story, die auf den ersten Blick ein bisschen bieder daherkam: „Wegen steigender Preise beschließt die Bundesregierung Rabattkarten für Lebensmittel und Benzin“, so die Nachricht. Illustriert wurde sie durch eine schlechte Fotomontage: Eine Payback-Karte mit Deutschlandfahne. Auch in den Formulierungen war der kurze Bericht auf unserer Webseite so, dass Leser*innen misstrauisch werden mussten und viele wurden es auch. Allerdings machte sich die Geschichte auf die Reise und wurde auch von der syrischen Regierung gelesen. (Nur, um es noch einmal klarzustellen: Wir machen Nachrichten für Menschen, die in Deutschland leben. Dennoch ist es natürlich interessant zu wissen, dass auch in den Ministerien in Damaskus Amal-Leser*innen sitzen.) So bezog sich der syrische Handelsminister in einem Interview auf die Rabattkarte: „Nicht nur in Syrien, auch in Europa gibt es das Problem der Preissteigerungen und in Deutschland und anderen Ländern wurden deswegen sogar Rabattkarten eingeführt“. Nur um weitere Missverständnissen vorzubeugen: Das Bild oben ist gephotoshoppt. Der Minister hatte die Karte nicht in der Hand und das ist offensichtlich: So große Rabattkarten würden ja auch in kein Portemonnaie passen.

 

 

 

Bilder: epd (Jürgen Bauer), Ehrensache.ord, Amloud Alamir, YouTube
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Amal, Berlin! berichtet auf Arabisch und Farsi/Dari über alles, was in Berlin wichtig ist. Gerne übersetzen wir einzelne Artikel auch ins Deutsche und stellen sie Redaktionen gegen Honorar zur Verfügung.

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