„Ich finde das alles ganz schön verletzend, aber ich versuche, es nicht zu sehr an mich heranzulassen“, sagt Muhammed Al-Muhammed im Interview mit Amal. Der 19jährige Syrer, bekannt als der Held von Hamburg, hatte sich am 23. Mai am Hamburger Bahnhof mutig einer Messerangreiferin in den Weg gestellt und so verhindert, dass mehr Menschen verletzt oder sogar getötet wurden. Unser Reporter Anas Khabir hatte direkt nach der Tat schon einmal mit dem jungen Mann gesprochen und sich seine Situation schildern lassen. Gestern hat er nochmal nachgefragt: Wie geht es ihm?
Muhammad al-Muhammad ist 2022 als Jugendlicher allein nach Deutschland gekommen und hatte immer wieder Pech. Nichts klappt. So geht er nicht zur Schule, hat keinen sicheren Aufenthaltsstatus und auch seine Wohnsituation ist schwierig. Dass ausgerechnet er so mutig ist und einen Messerangriff verhindert, passt für viele Menschen nicht ins Weltbild. Dementsprechend heftig fallen die Kommentare auf Social Media aus. Bereits kurz nach der Tat tauchten unzählige Posts auf, in denen behauptet wurde, dass Muhammad al-Muhammad gar nicht existiert. Die Heldentat von Hamburg, alles eine Erfindung der Medien. Es gibt zahlreiche Bilder auf Social Media, die belegen sollen, dass alles eine Fälschung ist. Hinzu kommt extrem viel Hassrede gegen ihn und andere Geflüchtete. Wie hält er das aus und wie geht es ihm jetzt, eine gute Woche nach der Tat? Anas Khabir hat mit ihm gesprochen. Hier Auszüge aus dem Interview:
Wie geht es Dir jetzt?
Ich habe viele nette, anerkennende Nachrichten von anderen Syrern und Geflüchteten bekommen. Ich habe aber auch unendlich viel Hass von Deutschen bekommen. Sie nennen mich einen Lügner. Ich weiß nicht, warum sie das tun. Ich habe nichts falsch gemacht. Manche Deutschen hassen mich!
Wie sieht Dein Leben aus? Du gehst ja nicht zur Schule und auch nicht zum Sprachkurs. Hast Du Hobbys oder eine Freundin?
Ich würde gerne in die Schule gehen, aber sie sagen, dass sie keine Schule für mich finden können. Als ich nach Deutschland kam, ging ich oft schwimmen, aber jetzt gehe ich nicht mehr dorthin, sondern gehe nur manchmal mit ein paar Freunden spazieren. Eine Freundin habe ich nicht. Ich habe im Moment keine Zeit für die Liebe. Ich hoffe, dass ich irgendwann eine Frau aus Syrien finde, die ich heiraten kann.
Deine Situation, was den Aufenthalt angeht, ist ja schwierig. Dein Asylantrag wurde abgelehnt. Hättest Du erwartet, dass Du als Belohnung für Deine mutige Tat vielleicht einen Aufenthaltstitel oder ein anderes Dankeschön bekommst?
Ich möchte nicht, dass sie sagen, ich hätte nur wegen der Papiere oder wegen des Ruhmes die Frau gestoppt. Mir ging es in dem Moment einfach darum, dass ich helfen wollte und helfen konnte.
Und würdest Du wieder genauso handeln, jetzt, wo Du gesehen hast, wie schlimm die Reaktionen sind?
Natürlich würde ich das. Denn es sind meine Brüder und Schwestern, um die es geht. Meine Menschlichkeit erlaubt es mir nicht, zuzusehen, wie Menschen niedergestochen werden, und dann zu schweigen. Ich habe nichts Böses getan, ich habe etwas Menschliches getan, Gott sei Dank.
Hier geht es zum Interview mit Muhammad al-Muhammad