Vor sechs Jahren begann meine erste berufliche Erfahrung in Deutschland mit dem Einstieg in die Redaktion von „Amal“ in Hamburg. Mein Ziel war von Anfang an klar: Ich wollte meinen journalistischen Weg fortsetzen, den ich in Afghanistan begonnen hatte. Doch die Aussagen, die ich von der Arbeitsagentur und dem Jobcenter über den Zugang zu deutschen Medien hörte, waren ernüchternd. Es hieß, dieser Weg sei nahezu verschlossen. Aber ich blieb standhaft, kämpfte – und gab nicht auf.
Gemeinsam mit einigen anderen gründeten wir im April die Hamburger Redaktion von Amal. Während wir alle redaktionellen Aufgaben übernahmen – das Verfassen von Beiträgen, das Redigieren und die inhaltliche Vorbereitung zur offiziellen Eröffnung – kümmerten sich zwei deutsche Schwestern als Projektleiterinnen um die organisatorischen und administrativen Prozesse. Mit viel Einsatz und Durchhaltevermögen gelang es uns, die Plattform am 10. April mit einer feierlichen Veranstaltung in der Körber-Stiftung Hamburg zu eröffnen – in Anwesenheit der Hamburger Kultursenatorin und zahlreicher prominenter Medienvertreter:innen.
Damals waren wir nur zu dritt: Omid Rezaee und ich für den Persisch/Dari-sprachigen Bereich, Ahmad Al-Rifaee für den arabischen Teil. Unser Büro lag mitten in der großen Redaktion des „Hamburger Abendblatts“, wo wir täglich die Gelegenheit hatten, uns mit professionellen deutschen Journalist:innen auszutauschen. Jeder Tag brachte neue, lehrreiche und inspirierende Erfahrungen mit sich.
Im Laufe der Jahre ist unser Team gewachsen. Kolleg:innen gingen, neue kamen – jede:r mit frischem Blick und neuer Energie. Trotz aller Veränderungen blieb unser Teamgeist und unser zentrales Ziel bestehen: präzise, aktuelle und verständliche Informationen für Neuangekommene bereitzustellen.
Heute bietet Amal in drei Sprachen – Persisch/Dari, Arabisch und Ukrainisch – lokale und alltagsnahe Inhalte aus Berlin, Hamburg und Frankfurt. Unser Anliegen: Nur wer über Ereignisse, Rechte und Angebote informiert ist, kann aktiv an der neuen Gesellschaft teilhaben. Genau dafür steht Amal – um Neuangekommene zu unterstützen und sie mit der Aufnahmegesellschaft zu verbinden.
Für mich ist Amal nicht nur ein Medium, sondern ein Teil meines Lebens, meiner Identität und meines Weges zurück in einen Beruf, den ich liebe. Sechs Jahre sind vergangen – Jahre voller Herausforderungen, Lernen, Freundschaften, Lachen, Berichte, Interviews und Geschichten.
Mein Wunsch für die kommenden Jahre ist, dass „Amal“ weiterhin eine Plattform für wenig gehörte Stimmen bleibt – eine Brücke zwischen Kulturen, ein Ort für unabhängigen, engagierten und ethischen Journalismus.
Foto: Cordula Kropke