“Hürden kann man nicht umfahren, wenn der Rollstuhl mal wieder kaputt ist!” Photo: Catharina Tews

“Hürden kann man nicht umfahren, wenn der Rollstuhl mal wieder kaputt ist!”

unsere Kolumnistin Samah Shagdhari gehört zu den optimistischten Menschen, die ich kenne. Sie sieht auch im trübsten Hamburger Schmuddelwetter noch einen Sonnenstrahl und gesteht auch dem mürrischten norddeutschen Sachbearbeiter noch zu, dass er eigentlich ein netter Mensch ist, auch wenn er jetzt gerade ihren Antrag auf Aufnahme eine freiberuflichen Tätigkeit mal wieder abgelehnt hat. Für uns schreibt sie seit drei Jahren eine regelmäßige Kolumne: Samah Shagdhari interessiert sich für Erfolgsgeschichten. Wobei aber ihr Erfolgsbegriff sehr weit und sehr individuell gefasst ist. Sie stellt Frauen vor, die aus einem arabischen Land nach Deutschland geflohen sind und auf ihre ganz eigene Art erfolgreich sind. Es sind sehr unterschiedliche Geschichten, aber aus allen liest man heraus: Es ist zwar schwer hier in der Fremde, aber man kann es schaffen, wenn man an seinem Traum festhält. Für diese Kolumne wurde sie übrigens vor einiger Zeit mit einem bekannten tunesischen Frauenpreis ausgezeichnet.

Im Land der vielen Gesetze ist es besonders schwierig, wenn man in einer Gesetzeslücke lebt

Diese Woche schreibt Samah Shagdhari nun endlich die Erfolgsgeschichte, auf die wir seit drei Jahren warten. Sie stellt eine Frau vor, die mit besonders vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hat und immer wieder vor extremen Hindernissen steht, die sie nicht überwinden, sondern höchstens umfahren kann – wenn der Rollstuhl nicht gerade einmal wieder kaputt ist. Diese Woche schreibt Samah Shagdahri über sich selbst und wie es ist, als Frau im Rollstuhl in Deutschland im Exil zu leben. „Es gibt in Deutschland unglaublich viele Gesetze, aber es gibt keine gesetzliche Regel, die sich speziell um die Belange von Geflüchteten mit Behinderung kümmern“, fasst sie zusammen. „Alle Geflüchtete mit Behinderungen, die ich kenne, sind hier seit ihrer Ankunft in Deutschland an Grenzen gestoßen, sind zusammengebrochen und haben Verletzungen erlitten. Da muss sich etwas ändern“. Samah Shagdhari gehört zu einer Gruppe von Geflüchteten mit Behinderung, die sich zusammengetan haben. Ihre Organisation „Nicht ohne das Wir!“   versteht sich als Selbsthilfegruppe und zugleich Sprachrohr von Geflüchteten mit Behinderung.

Hier geht es zur Kolumne von Samah Shagdhari auf Arabisch. Natürlich übersetzen wir diese auch sehr gerne. Falls Sie also Interesse haben, die Kolumne in ihrer Zeitung zu veröffentlichen, würden wir uns freuen.

Frankfurt/Oder ist eine ganz normale deutsche Stadt, ruhig und ohne große Besonderheiten

Mit diesem Satz beginnt die Videoreportage von Anas Khabir und Khalid Alaboud. Die beiden Amal-Redakteure haben in der vergangenen Woche die Grenzstadt an der polnischen Grenze besucht und haben sich dort unter Neuangekommenen und Alteingesessenen aus Syrien und anderen arabischen Ländern umgehört. Es geht – wie sollte es anders sein – um die Situation zwischen Belarus und der EU und umd die Menschen, die es geschafft haben, auf diesem Weg Frankfurt/Oder zu erreichen. Anas Khabir und Khalid Alaboud kamen zurück mit vielen krassen O-Tönen und Erlebnisberichten: Einige, die es gerade über die Grenze geschafft hatten, berichteten über ihren schwierigen Weg und die vielen gefährlichen Hindernisse, die sie zwischen Belarus und Polen überwinden mussten.  Die schon länger in Frankfurt/Oder Lebenden erzählten über die Ängste der Menschen dort vor den Flüchtlingen, die jetzt über die Grenze kommen. Was macht das mit der ohnehin sehr aufgeheizten Stimmung in der Stadt? Das Reporterteam kam aber auch mit einer guten Nachricht zurück: Bislang hat niemand die rechten Bürgerwehren, über die viele Medien (auch wir) in den letzten Wochen berichtet haben, tatsächlich gesehen. Ist es also vielleicht nur ein Gerücht, dass sich rechte Schläger auf die Jagd nach Flüchtlingen machen, um sie am Grenzübertritt zu hindern? Hier geht es zum Video mit deutschen Untertiteln:

Ich werde nie wieder den gesellschaftlichen Status erreichen, den ich in Afghanistan hatte

Klar, es gibt existenziellere Fragen und natürlich ist das Wichtigste, dass Leib und Leben in Sicherheit sind. Da hört es sich ein bisschen übertrieben an, wenn Menschen sich Sorgen um ihr gesellschaftliches Ansehen und ihre Position auf der sozialen Leiter machen. Zugleich ist die Position von Marzia Hussaini auch nachvollziehbar: „Ich habe 18 Jahre meines Lebens gelernt und gelernt und gelernt, damit ich mir etwas aufbaue und einen guten, interessanten Job machen kann. Dann kamen die Taliban und ich hatte zwar das Glück, dass ich mit einem Evakuierungsflug nach Deutschland gebracht wurde. Aber was wird jetzt was mir?“, fragt die Rechtsanwältin und Frauenaktivistin. Sie ist eine von mehreren Neuangekommenen aus Afghanistan, die Dawod Adil in der vergangenen Woche nach ihren Erfahrungen gefragt hat. Hier geht es zu seinem Video, das in Kooperation mit der Organisation Schöneberg Hilft e.V. entstanden ist.

Bilder: Mutaz Enjila, Catharina Tews, Dawod Adil,
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