22. April 2024

Generation Homeschooling

In Deutschland beginnen wir gerade, die CORONA-Zeit aufzuarbeiten, um aus den Fehlern zu lernen. Ein Motor hinter dieser gesellschaftlichen Debatte ist, dass sich gerade bei Jugendlichen Langzeitfolgen zeigen: Die Generation Homeschooling: Zu viel Zeit am Rechner, zu wenig soziale Interaktion über einen zu langen Zeitraum scheinen die Ursachen für die Zunahme an psychischen Erkrankungen zu sein. Homeschooling und Online-Unterricht werden daher inzwischen von vielen als problematisch eingeschätzt.

Wahrscheinlich sehen das auch Teenagerinnen in Afghanistan so, aber für sie ist Online-Schule derzeit die einzige Möglichkeit, etwas zu lernen. Die Taliban haben nach ihrer Machtübernahme Mädchen aus weiterführenden Schulen verbannt. Mehr als sechs Jahre Schule bauche eine Frau nicht, so die Logik.

Familien, die es organisieren können, haben Afghanistan auch wegen der Zukunft ihrer Töchter verlassen. Die meisten Mädchen haben diese Möglichkeit nicht und sie sehen einer Zukunft ohne große Bildungschancen entgegen. Es sei denn, sie haben großes Glück und rutschen in eines der Programme hinein, die von geflüchteten afghanischen Lehrer:innen ins Leben gerufen wurden.  Eine von ihnen ist Binazir Puya. Sie gründetet hier in Deutschland die “Al Anar- Academy”. In der Onlineschule unterrichten afghanische Lehrer:innen online Schülerinnen in Afghanistan. 250 Schülerinnen hat sie bereits aufgenommen. Sie können hier die Klassen sechs bis zwölf absolvieren.Das hört sich erstmal einfach und naheliegend an, doch es gibt viele Herausforderungen und Hürden: So stellt sich die Frage der Finanzierung. Bislang arbeiten die meisten hier ehrenamtlich. Wie lange schaffen sie das? Auch muss geklärt werden, welche Art von Abschluss die Schule anbieten kann und dann muss sichergestellt werden – und das ist wohl die gravierendste Frage –  dass die Mädchen am Unterricht teilnehmen können. In Afghanistan fällt oft der Strom oft aus und viele Familien können sich in den Zeiten der Wirtschaftskrise das Internet nicht mehr leisten. Qadir Wafa hat Binazir Puya getroffen und mit ihr über ihre Schule gesprochen. Hier geht es zu seinem Artikel.

Cover des Albums „Ravensbruk“ von Olena Vityk-Voitovych

Mit ihrem Lebenswillen sind sie uns bis heute ein Vorbild!

Am Wochenende jährte sich zum 79. Mal die Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück. Bei der Gedenkfeier zeigte sich, wie sich Deutschland und auch unsere Erinnerungskultur in den letzten Jahren verändert hat. So waren mehreren hundert Ukrainer:innen angereist, denn in dem größten Frauenkonzentrationslager des NS-Staates waren auch mehrere tausend ukrainische Gefangene eingesperrt.
Unter ihnen Lidia Ukarma. Sie wurde in Ravensbrück zur Zwangsarbeit verpflichtet; im Straßenbau und später in einem Industriebetrieb der Firma Siemens und Halske. 1944 wurde sie freigelassen. Dies ging auf eine Vereinbarung des ukrainischen Faschisten Stepan Bandera und der Waffen-SS zurück. Lidia Ukarma lebte später in München, engagierte sich in der ukrainischen Gemeinde und sorgte dafür, dass 2011 in Ravensbrück eine Gedenktafel für die ukrainischen Häftlinge aufgestellt wurde. Im Interview haben jetzt ihre Nachfahren Darka Gorova davon erzählt, welche Spuren die KZ-Haft in ihrer Familien hinterlassen hat. Hier geht es zum Bericht.