Was machen wir mit unserem importierten Antisemitismus?Diese Frage stellt sich Maryam Mardani und verknüpft ihren Bericht über eine Veranstaltung zum Thema mit ihrer eigenen Erfahrung: „Wie für viele andere, die im Nahen und Mittleren Osten geboren sind, stand für mich lange Zeit das Wort Israel gleichbedeutend mit Juden. Das war damals, lange bevor ich nach Deutschland gezogen bin. Eine meiner frühesten Erinnerungen zum Thema sind die TV-Nachrichten, die wir Abend für Abend im iranischen Fernsehen sahen. Bilder von jungen Palästinensern, die Steine auf israelische Soldaten werfen. Manchmal sahen wir palästinensische Filme. Sie ähnelten den Nachrichten….Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in einem solchen Film je eine israelische Familie gesehen hätte, die bei den Kämpfen Familienangehörige verloren hat….Ich wurde älter und die Bilder wiederholten sich immer wieder und formten das Bild in meinem Kopf. Ich hatte keinen Einfluss darauf….ich migrierte nach Deutschland und wie viele von Euch, besuchte ich Deutschkurse. Wir waren ungefähr 20 Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Ländern. Bei der Vorstellungsrunde stellte ich fest, dass mein Sitznachbar aus Israel kam. „Der Feind sitzt neben dir!“, flüsterte mir eine andere Schülerin ins Ohr. Diese Szene ließ mich nachdenken. Wieso hielt sie ihn für ‚unseren Feind‘? Später lernte ich, dass diese Reaktion ein Ausdruck versteckten Antisemitismus ist: In der Kindheit erlernte Stereotypen und Vorurteile zeigen sich im Alltagsverhalten der Erwachsenen. Im Laufe des Sprachkurses unternahmen wir viel zusammen und es trat in Vergessenheit, wer woher kommt.“ schreibt sie und blickt dann auf die Studien, die kürzlich vom Mediendienst Integration zum Thema Importierter Antisemitismus zusammengefasst wurden. Hierbei ist klar: Es gibt bei vielen Menschen, die wie Maryam Mardani in autoritären Regimen im Iran oder auch in der arabischen Welt aufgewachsen sind, starke Vorurteile. Sie sind geprägt von der Propaganda der jeweiligen Regime, die einen großen Teil ihrer Legitimation aus dem Schüren von Hass auf Israel und das Judentum ziehen. Zugleich ist auch klar, dass die Migration nach Deutschland bei vielen zum Nachdenken über die eigene Prägung führt. Wie sich die Haltung verändert – so die Studien – kann individuell unterschiedliche ausfallen und ist noch nicht abschließend untersucht. Maryam Mardani hat für sich einen Weg gefunden: „Mein Leben in Berlin, in dieser Stadt mit Menschen aus aller Welt, gibt meinen mitgebrachten Vorurteilen keine Chance. Meine eigene Erfahrung ist, wenn wir mit einander zu tun haben, ist es schwer, einander als Feinde zu betrachten. Die syrische Nachbarin, die israelische Frau, die eine Straße weiter wohnt. Ich kenne sie und manchmal trinke ich Kaffee mit einem Russen, der auch bei uns im Kiez wohnt. Alle sind unterschiedlich, aber wir kennen uns.“, so ihr Fazit. Den ganzen Artikel auf Farsi lesen Sie hier. Ein interessanter Blick auf das Thema, richtig? Wenn Sie diesen Text auch in ihrer Zeitung veröffentlichen möchten, übersetzen wir ihn gerne! Proteste gegen Abschiebung nach AfghanistanDas ist das große Thema in der afghanischen Community in Berlin und Hamburg. Dawod Adil hat am Wochenende in eine große Demonstration in Berlin besucht. |