Warum habt ihr meinen Sohn so spät draußen herumlaufen lassen?

am Anfang war da eine Polzeimeldung, die nicht weiter aussergewöhnlich erschien: Nachts hatte es Streit im Monbijou-Park gegeben, dabei wurde eine Person mit einem Messer verletzt und starb kurz darauf. Die Polizei bittet um Mithilfe bei der Suche nach dem Täter. Kurz darauf wurden Details bekannt. Besonders das Alter des Opfers sprang ins Auge: 13 Jahre ist der Junge geworden.Vor vier Jahren kam er aus Syrien. Jetzt ist er tot. Wie konnte das passieren? Amloud Alamir ist der Frage nachgegangen und hat den Vater des Jungens getroffen: Eine  Antwort auf ihre Fragen fand sie nicht, dafür viele weitere Fragen: Der Junge war kürzlich erst vom Jugendamt aus der Familie geholt worden. “Es gab da ein Problem”, räumt der Vater ein: “Sie haben gesagt, sie bringen den Jungen in Sicherheit. Aber, warum kümmern sie sich dann nicht um ihn? Warum lassen sie ihn mitten in der Nacht draußen im Park herumlaufen?”, fragt der verzweifelte Vater. Was ist da passiert? Wer ist für den Tod des Jungen verantwortlich?

Das Video, das Amloud Alamir über den Fall veröffentlicht hat, in dem sie die Sicht und die Verzweiflung des Vaters beleuchtet, hat bei unseren Lesern und Leserinnen für eine heftige Diskussion gesorgt: Mehr als 850.000 Menschen haben das Video angeschaut und wir haben sehr viele Reaktionen und Kommentare bekommen:

Die meisten der Kommentare drücken Fassungslosigkeit aus: “Wir sind nach Deutschland gekommen, um unser Leben in Sicherheit zu bringen und damit unsere Kinder eine Zukunft haben”, schreiben viele: Auch die Rolle den Jugendamtes wird diskutiert. In den Kommentaren spiegelt sich die Frustration, die Angst und Depression dieser Tage wider:

Klar, ist aber auch: Die Geschichte des toten Jungen hat mehr Facetten, als auf den ersten Blick zu sehen sind und einfache Schuldzuweisungen sind nicht angesagt. Klar ist auch: Das Thema, wie junge Geflüchtete in Deutschland betreut oder eben auch nicht betreut werden, wieviel Freiheit und wieviel Fürsorge richtig sind, wird uns in nächster Zeit weiter beschäftigen. Hier das Video von Amloud Alamir mit deutschen Untertiteln.

 

Reaktionen auf den Terror

Nach den Anschlag von Wien gab es bei vielen unserer Leser und Leserinnen das Bedürfnis ein Zeichen zu setzen: Gegen den Terror und gegen die Vereinnahmung des Islams durch die Terroristen. Samer Masouh berichtet von der Demonstration vom vergangenen Wochenende in Berlin Mitte.

 

Die zweite Welle

CORONA hat uns fest im Griff und viele machen sich Sorgen, was in den nächsten Wochen auf uns zukommt. Experten warnen vor überlasteten Kliniken, fehlenden Pflegekräften und schweren Krankheitsverläufen. Ein anderes wichtiges Problem ist die psychische Gesundheit. In der vergangenen Woche haben wir uns intensiv mit diesem Thema beschäftigt:

Was unterscheidet diesen zweiten (kleinen) Lockdown von der ersten Welle in Frühjahr und wie gehen Menschen mit Fluchtgeschichte damit um? Jalal Hussaini hat sich in der afghanischen Community in Hamburg umgehört. Hier geht es zu seinem Text auf Dari. Wie gehen Jugendliche mit den Einschränkungen um? Dieser Frage ist unser Praktikantin Sami Talebi nachgegangen. Hier geht es zu ihrem Text auf Farsi. Was macht der Lockdown mit den Studierenden an den Universitäten? Mutaz Enjila beschreibt die Situation in Hamburg. Hier geht es zu seinem Text.

Gut für die Seele: Sufi-Klänge gemischt mit dänischer Hygge

Zum Schluss noch eine gute Nachricht aus der Amal-Redaktion: Pünktlich zum November-Lockdown geht der Amal, Salon! in die nächste Staffel. Wir werden wieder Woche für Woche Kultur aus und für die arabische, afghanische und iranische Community live-streamen. Als kleiner Vorgeschmack kommt hier ein Videobericht über einen ganz besonderen syrischen Musiker. Bakry Hamamy mixt Sufimusik mit dänischer Hygge-Kultur. Ein perfektes Rezept gegen Lockdown-Blues. Hier das Video von Anas Khabir:

 

Foto: Chris Montgomery on Unsplash, Amloud Alamir, Anas Khabir