Photo: EPD- Thomas Lohnes
9. August 2019

Wieviel arabische Werbung verträgt die Stadt?

Wieviel arabische Schrift verträgt eine Stadt? In der Türkei ist das in diesen Wochen Thema. Rund vier Millionen Flüchtlinge leben dort, 3,6 Millionen davon sind Syrer. Die Türkei hat mehr Migranten aufgenommen als alle anderen Länder Europas. Jetzt schlägt die Stimmung um. Von Gastfreundschaft ist nicht mehr viel zu spüren, stattdessen werden mit groß angelegten Razzien die Migranten aus Istanbul gedrängt und ihre Präsenz aus dem öffentlichen Raum vertrieben. Das Innenministerium hat angeordnet, dass auf Ladenschildern und Werbetafeln 75 Prozent des Textes auf türkisch sein muss – und nur maximal 25 arabisch. Auch dann, wenn sich das Angebot an eine Kundschaft und Nachbarschaft richtet, die überwiegen arabisch spricht. Bei Amal lassen wir uns davon nicht beeindrucken: Unser Angebot bleibt weiterhin, Nachrichten auf Arabisch und Persisch zu produzieren und nur Zusammenfassungen wie diese, die sie gerade lesen, für unsere deutschen Freundinnen und Freunde – schlicht weil wir glauben, dass die Deutschen genug andere Möglichkeiten haben, sich über das Geschehen in der Stadt zu informieren. Einen Bericht zu den Entwicklungen in der Türkei finden Sie hier.

Wieviel Träume verträgt ein Leben?

Auf´s Gymnasium gehen, Abitur machen, studieren! Die Lehrer schwiegen. Katayum war gerade neu in der Willkommensklasse, als sie diese Pläne verkündete. Ein Mädchen aus dem Iran, das mit Hilfe von Freunden ihres Vaters nach Deutschland gekommen war, um dem Druck im Iran zu entkommen. Heute boxt sie für AGON und träumt davon, eines Tages zur Weltmeisterschaft zu reisen. Sie macht Musik, liest und hat das Fachabitur in der Tasche. Sie hat viel geschafft – aber ist immer noch nicht als Geflüchtete anerkannt, sondern muss mit einer Duldung leben. Omid Rezaee erzählt diese Woche die ungewöhnliche Geschichte eines Mädchens, das ihre Träume wahrmacht.

Wieviel Liebe verträgt ein Salat?

Liebe geht durch den Magen. „Über den Tellerrand“ ist ein Integrationsprojekt für Menschen mit und ohne Fluchthintergrund, das sich das zu Nutze macht. Regelmäßigkommen hier 30 bis 40 Menschen zusammen, die gerne kochen. Sie genießen den Spaß beim beim gemeinsamen Einkaufen, beim Kochen, und natürlich auch beim Essen. „Die Deutschen können richtig gut die Zucchini aushöhlen“, erzählt Mustafa Darwich, der seit zwei Jahren dabei ist. Mutaz Enila hat den Abend mit der Kamera beobachtet. Sein Video hat Untertitel.

Wieviel Strom verträgt ein Wagen?

Ausgerechnet der “Queer Refugees Support”-Wagen ging beim Christopher Street Day in Hamburg in Flammen auf. Grund war zum Glück kein Anschlag, sondern ein technischer Defekt. Ahmad Alrifaee hat eine große Foto-Reportage von der Demonstration mitgebracht. Er zeigt das bunte Treiben, aber auch die politische Dimension dieses Events.

Und dann ist da noch die kleine Kolumne von Khalid Alsboud zum Eid, dem Opferfest. Sie handelt von Gänsen und Schafen und von all denWitzen, die man sich erzählt, die einen hier, die anderen da. Sagt die eine Gans zur andere: “Glaubst Du auch an ein Leben nach Weihnachten?” Und: Kommt ein Schaf an einen Checkpoint. Fragt der Polizist: “Warum läufst Du vor dem Opferfest weg?” Sagt das andere: “In meiner Geburtsurkunde steht, dass ich ein Esel bin.”

Photo: EPD- Thomas Lohnes