Über Kamelhengste und Kamelstuten Photo: EPD - Sebastian Backhaus
24. Oktober 2019

Über Kamelhengste und Kamelstuten

Die Lage im Norden von Syrien wirft ihre Schatten bis in die Mitte von Hamburg und natürlich auch in die Redaktion von Amal. Wie können wir als ein multiethnisches, multireligiöses Team sinnvoll über die Reaktionen auf den Einmarsch türkischerTruppen berichten, ohne im wahrsten Sinne des Wortes zwischen die Fronten zu geraten?

Jetzt haben wir jemanden um einen Kommentar gebeten, der langjährigen Freunden von Amal sicher bekannt ist: Muhamad Abdi gehört zu den Gründern dieser Redaktion, er hat in der Anfangsphase kräftig mit angepackt. Dann bekam er die Chance, ein Volontariat beim Tagesspiegel zu machen, wo er inzwischen als Video-Redakteur tätig ist. Muhamad Abdi ist Kurde und Syrer. Seit Jahren beobachtet er sehr aktiv die Entwicklung in Syrien, in Deutschland und in der Welt.

Sein Kommentar trägt eine Überschrift, von der die arabischen Kollegen in der Amal-Redaktion meinen, sie lasse sich nicht ins Deutsche übersetzen. Wörtlich lautet sie so: „Ob Araber oder Kurde – mit den Konflikt lässt sich weder ein Kamelhengst noch eine Kamelstute gewinnen.“ Kamele sind Brautgeld. Sie stiften Beziehungen. Aber, so der Tenor von Muhamads Kommentar: In diesem Konflikt gibt es weder für die Araber noch für die Kurden einen Blumentopf zu gewinnen, ihre Interessen gehen unter im internationalen Ringen. Ich zitiere:

„Über viele Generationen hinweg haben Eltern ihre Kinder der Gehirnwäsche unterzogen und ihnen beigebracht, dass sie im Recht sind und die anderen nicht. Jedes Volk, jede religiöse Gruppe im Nahen Osten hat das so gemacht. Bittere Erfahrungen haben dazu geführt, was wir nach Europa und in andere Länder dieser Erde fliehen mussten, wo die Achtung vor dem Menschen nicht gekoppelt ist an Zugehörigkeit oder Rasse oder irgendwelche anderen Bedingungen. Bitte, macht es genauso. Pflanzt keine falschen Gedanken in die Köpfe Eurer Kinder. Macht es nicht wie Eure Väter und Großväter. Lasst Eure Kinder mit einem weißen Herz aufwachsen – mit einem Herzen, das niemandem Böses will.“

Gerne übersetzen wir den Kommentar ins Deutsche. Eine Mail an info@amalhamburg.de genügt.

Übrigens: Der Amal-Newsletter erscheint jetzt immer mittwochs. Wir hoffen, dass dieser Wechsel all jenen Redaktionen und Kolleginnen und Kollegen entgegen kommt, die Mitte der Woche ihre Themenplanung machen. Wie immer gilt: Wenn Sie sich für eins unserer Themen interessieren, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.

Buchmesse
Auf der Buchmesse in Frankfurt hat Amal-Korrespondent Mohamad Al Asfar sich mit dem ägyptischen Verleger Mohamad El-Baaly getroffen. Thema war unter anderem, was arabische Schriftstellerinnen und Schriftsteller tun können, um auch in Deutschland ihre Werke an die Leser zu bringen. El-Baaly wies darauf hin, dass vor allem jene Werke übersetzt werden, die in den Heimatländern bereits sehr erfolgreich sind und in mehreren Auflagen verkauft wurden. Übersetzungen ins Deutsche seien für die Verlage teuer, da es nur wenige richtig gute Literatur-Übersetzer gebe. Mohamad Al Asfar, der selbst Schriftsteller ist und sein Heimatland Libyen aus politischen Gründen verlassen musste, beschreibt die Buchmesse als ein fröhliches und buntes kulturelles Ereignis. Literaten und Verleger aus wohl allen arabischen Länder waren dort.

Konzert
Kürzlich war die iranische Sängerin Mahdieh Mohammadkhani in Deutschland zu Gast – mit Konzerten unter anderem in Hamburg und Berlin. Dawod Adil hat sich mit der Sängerin getroffen. Ein paar Eindrücke aus dem Konzert können Sie in seinem Video sehen.