Freiheit! Doch was kommt danach?
10. Dezember 2024

Freiheit! Doch was kommt danach?

Gestern entdeckten oppositionelle Kräfte die Leiche von Mazen Hamada, einem der bekanntesten Überlebenden der Gefängnisse des Assad-Regimes. Sein Körper lag zusammen mit Dutzenden anderer Leichen in einem militärischen Krankenhaus des Regimes. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Toten erst vor Kurzem hingerichtet wurden.

Mazen Hamada wurde zwischen 2011 und 2013 während der Proteste dreimal inhaftiert und war brutaler Folter ausgesetzt. Nach seiner Flucht aus Syrien im Jahr 2014 ließ er sich in den Niederlanden nieder und wurde zu einer bedeutenden Stimme gegen die Verbrechen des Regimes. Mazen berichtete weltweit, auch vor dem Europäischen Gerichtshof in Den Haag, über die Menschenrechtsverletzungen in Syrien.

Als politischer Aktivist im Exil setzte Mazen seinen Kampf gegen das Assad-Regime fort. Doch zunehmender Druck auf seine in Syrien lebende Familie führte zu psychischen Belastungen. In der Hoffnung auf Sicherheit kehrte er 2020 nach Syrien zurück, nachdem ihm die syrische Botschaft Schutz zugesichert hatte. Seitdem fehlte jede Spur von ihm – bis gestern.

Symbol einer dunklen Ära

Die tragische Geschichte von Mazen Hamada steht exemplarisch für die Unterdrückung durch das Assad-Regime. Berichten zufolge hat Assad, nach dem Verlust russischer und iranischer Unterstützung, einen Großteil seiner Macht eingebüßt. Doch das Vermächtnis seiner Herrschaft bleibt: Tausende von Inhaftierten, Folteropfern und zerstörten Familien.

Freiheit! Doch was kommt danach?

Die Syrer erleben derzeit eine Mischung aus Freude über das Ende des diktatorischen Regimes und Trauer über die Grausamkeiten, die ans Licht kommen. Die Befreiung von Gefangenen aus den Foltergefängnissen wird gefeiert, doch die Enthüllung weiterer Gräueltaten erfüllt die Gemeinschaft mit Schrecken.

Zukunft ohne Assad: Herausforderungen und Hoffnungen

Trotz der Freude über die Befreiung herrscht Unsicherheit. Die syrische Gesellschaft fordert eine neue Verfassung, die die Rechte aller Bevölkerungsgruppen garantiert, Rachekampagnen eindämmt und den Weg für faire Gerichtsverfahren ebnet. Nur so können freie Wahlen und ein nachhaltiger Wiederaufbau des Landes gelingen.

Die Sorgen der syrischen Diaspora

Die syrische Gemeinschaft in Deutschland ist besorgt über politische Entwicklungen, insbesondere die Aussetzung von Asylanträgen und Aussagen deutscher Politiker, die eine freiwillige Rückkehr mit finanziellen Anreizen fördern. Viele hoffen, dass die deutsche Regierung ihrer Verantwortung gerecht wird, um diese schwierige Phase gemeinsam zu bewältigen.

Ein ungewisser Weg nach vorne

Syrien ist offiziell frei von Assad, doch die Herausforderungen bleiben gewaltig. Die kommenden Monate werden zeigen, ob das Land die Chance ergreifen kann, eine neue Ära des Friedens und der Gerechtigkeit einzuleiten.

 

Dieser Artikel ist zuerst bei Chrismon erschienen.

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