In der arabischen Community sind in den vergangenen Monaten viele auf Abstand zur Bundesregierung gegangen. Nicht wenige denken sogar darüber nach, Deutschland zu verlassen oder sind innerlich bereits ausgereist. Der Grund: Die deutsche Haltung im Gaza-Krieg und das Gefühl, dass die Position der arabischstämmigen Bevölkerung in Deutschland nicht genug gehört wird. Diese Haltung der arabischen Community zeigt sich auch, wenn wir mit Leser:innen sprechen und ganz klar wird sie formuliert, wenn wir unsere Zielgruppe zu den anstehenden Wahlen zum europäischen Parlament fragen. Viele sind enttäuscht: Nun dürfen sie endlich wählen, aber angesichts der Weltlage haben sie gerade gar keine Lust dazu. So sieht es aus, aber wir wollen es so nicht stehenlassen. So haben wir uns aufgemacht und haben unseren Politik-Experten um Rat und Einschätzung gebeten. Was beim öffentlich-rechtlichen TV Karl-Rudolf Korte ist, ist bei uns Yousef Thoma aus Frankfurt. Seit vielen Jahren engagiert er sich in der SPD und er ist ein guter Beobachter, angesehener Analytiker und gern gefragter Interviewpartner zu Wahl-Themen. In unserer Redaktion wird er respektvoll Onkel Yousef genannt. Im Interview mit Haytham Abo Taleb fordert er die arabische Community auf, nicht aufzugeben und genauer zu differenzieren. „Im Moment sind viele auf Abstand gegangen zur Politik Deutschlands. Der Grund ist das, was in Gaza passiert. Viele kritisieren die Politik. Das ist ihr Recht! Das ist aber kein Grund, die Idee aufzugeben, in Deutschland zu leben und sich zu beteiligen. Im Gegenteil: Jetzt ist Zeit, sich einzubringen und mitzugestalten!“ und „Diese Wahlen jetzt sind fast noch wichtiger als die letzten Wahlen zum Landtag. Jetzt geht es darum, dass wir Europa nicht Rechtspopulisten überlassen. Es kommt darauf an, dass wir alle mitwählen, dass wir es verhindern!“ und „Zur Demokratie gehört dazu, dass man mitmacht. Es geht nicht darum, einen Diktator zu stürzen und dann ist alles gut. Man muss die Demokratie immer weiter pflegen!“ Hier geht es zum Interview: |