Wir sind hier, um zu bleiben! christian Ditsch epd

Wir sind hier, um zu bleiben!

Fünf Jahre plus zwei Tage ist es her, dass wir uns zum ersten Mal als Amal-Team in den Räumen der Evangelischen Journalistenschule in Berlin zusammengefunden haben. Neugierige Blicke wanderten durch den Raum: Was ist denn das für eine bunt zusammengewürfelte Truppe? Kann es gelingen, mit Menschen, die so unterschiedlich sind (Alter, Geschlecht, Herkunft, Charakter, Berufserfahrung) ein Team zu bilden? An diesem Tag des ersten Kennenlernens entstand dieses Foto. Ein paar Tage später, genau am 26.9. 2017 legten wir los und begannen mit unserem Einführungsworkshop.

Alle zehn Gründungsmitglieder von Amal hatten schon zuvor als Journalist*innen gearbeitet und waren Profis auf ihrem Gebiet. Entsprechend ging es in dem Workshop auch nicht um grundlegende journalistische Techniken, sondern um das, was Journalismus in Deutschland besonders macht: Wie komme ich an Informationen? Wen muss ich anrufen, wenn ich ein Interview mit einem Politiker oder einer Politikerin haben will? Wie komme ich mit der typisch Berliner Schnauze vieler Behörd*innen zurecht? Wie tickt die deutsche Gesellschaft? Es ging auch um ganz praktische Fragen: Darf ich auf der Straße Fotos machen? Von wem und von wem lieber nicht?

Hier geht es zu unserem Video, das wir 2018 zu unserem ersten Online-Geburtstag produziert haben.

Es war eine spannende Zeit, in der wir alle viel gelernt haben. Zum Beispiel darüber, dass man auch mit Menschen zusammenarbeiten kann, von denen man das nie gedacht hätte, weil sie beispielsweise aus dem Iran kommen und man selbst als Syrer*in unter dem Terror iranischer Milizen in Syrien sehr gelitten hat. Zum Beispiel darüber, dass es einen großen Unterschied gibt, wie ein interessanter Artikel aufgebaut ist: Afghanische Leser mögen nicht so sehr die deutsche Art, gleich mit der spannendsten Szene einzusteigen. Sie ziehen es vor, wenn es eine ordentliche Einleitung gibt. Wir haben auch gelernt, dass es einen großen Unterschied macht, ob man mit einem deutschen Nachnahmen auf der Akkreditierungsliste für offizielle Pressekonferenzen steht oder mit einem syrischen und dass es dann gut ist, wenn man einen Presseausweis und auch noch ein gestempeltes Schreiben der Redaktion dabei hat, um wirklich teilnehmen zu können. (Ja, wir reden hier über Deutschland, leider!) Wir haben auch gerlernt, nicht zu viel auf negative Prophezeiungen zu hören; dass man zum Beispiel niemals ein Team mit Menschen aus Syrien und aus Afghanistan bilden kann oder dass es unmöglich sein wird, genügend Fördermittel zusammenzubekommen, um für jeden eine Stelle zu schaffen. Vor allem haben wir gelernt, dass es Spaß macht, sich und die Aufgaben im Team immer wieder neu zu erfinden. Gelernt haben wir auch, dass es auch längerfristig einen Bedarf gibt und Amal nicht überflüssig wird, wenn die 2015 Angekommenen nun ihre Sprachkurse abgeschlossen und ihre Staatbürgerschaft beantragt haben. Es sieht doch so aus, als würden weiterhin immer neue Menschen aus arabischen Ländern, Iran und Afghanistan zu uns kommen, die dringend lokale Nachrichten benötigen, um sich in ihrer neuen Umgebung zurecht zu finden.

So ist aus dem Einführungsworkshop für Exiljournalisten von damals eine dynamische Redaktion mit zwei Standorten geworden. Gerade stecken wir mitten in unserer Kampagne zur Bundestagswahl. Schauen Sie einmal auf unsere Seiten

da finden Sie viele interessante Videos mit Stimmen zur Wahl. Ganz besonders möchten wir Ihnen in dieser Woche unser neu entwickeltes Let’s Play Wahl-o-Mat-Format empfehlen. Der bekannte Comedian Firaz al Schater mit Saly Al Khidr auf der Suche nach der richtigen Wahlentscheidung.

Zum Abschluss unserer Kampagne streamen wir am Samstag ab 18:30 Uhr Live aus der Forum Factory in Berlin eine Diskussionsrunde zur Bundestagswahl. Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion mit:

Hussam Mujalli (Anwalt),
Homa Amiri (Frauenrechtsaktivistin),
Mamoon Aboassi (Kampagne Neuwähler:in),

Sanaz Azimipour (Nicht ohne uns 14 Prozent)

Moderation: Omid Rezaee

Konzert mit Nabil Arbain vom Arab Music Institute.

Bilder: epd,
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