Was ist Demokratie und wodurch wird sie gefährdet ? – Maryam Mardani hat sich bei Berlinerinnen umgehört:
Demokratie ist in Gefahr, wenn die Regierungen es schaffen, die Bürger so zu beeinflussen und zu brainwashen, dass sie gar nicht mehr merken, dass sie gar nicht in einer Demokratie, sondern nur in einer Scheindemokratie leben: Die Regierung sagt nur noch, was die Bürger hören wollen und sie merken nicht, dass sie in Wirklichkeit immer wenigen Mitbestimmung und Freiheit haben. Dass eine ähnliche Gefahr auch von Bürgern ausgehen kann, haben wir bei den CORONA-Demos gesehen.
Duygu Kilic, 19 Jahre, Studentin Öffentliche Verwaltung, aus Deutschland
Demokratie bedeutet, dass ich in meiner Familie meine Meinung sagen kann und meine Bedürfnisse respektiert werden. Demokratie bedeutet auch, dass ich die Regierung mit wählen kann und dass Frauen nicht aus religiösen Gründen von Männern unterdrückt werden. Es bedeutet, eine aktive Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft zu haben und setzt voraus, dass die Einzelnen die Konsequenzen ihres Handels auf ihre Mitmenschen und Umwelt überschauen und einschätzen können. Wenn einer der Faktoren fehlt, ist die Demokratie in Gefahr.
Zulaikha Afzali, 33, wissenschaftliche Mitarbeiterin, aus Afghanistan
Gefährdet wird die Demokratie u.a. dann, wenn die Menschen, die in ihr leben, glauben, ihre Sicht der Dinge sei die einzige Wahrheit. Demokratie erfordert Austausch, die Bereitschaft, auch andere Perspektiven einzunehmen. Was für mich auch bedeutet, dass die vielgepriesene Toleranz durchaus ihre sinnvollen Grenzen haben darf, nämlich dann, wenn dadurch die Werte und Bedürfnisse der Mehrheit geschützt werden.
Isabelle von Zitzewitz, 42 Jahre, Deutschlehrerin, aus Deutschland
Demokratie bedeutet, dass die Bedürfnisse von allen Menschen berücksichtigt werden. Nicht nur, wenn es darum geht, dass sie Steuern bezahlen müssen oder wählen sollen. Es geht auch darum, dass Alle Zugang zu Dienstleistungen bekommen. Demokratie bedeutet auch, dass ich in der Öffentlichkeit tragen kann, was ich will und mich niemand dafür zur Rechenschaft ziehen kann. Ich brauche mich nicht um Traditionen, Religionen oder Vorurteile zu kümmern. Demokratie heißt leben und leben lassen.
Mahya Taheri, 47 Jahre, Grafikerin, aus Iran
Für mich bedeutet Demokratie, dass alle Bürger die Möglichkeit haben, ihre Probleme der Regierung vorzutragen. Indien ist die größte Demokratie der Welt und schafft es, trotz der großen Unterschiede in Reichtum und Ethnien vereint zu bleiben. Folgende Punkte gefährden die Demokratie: Schnelles auseinanderschnappen der Arm-Reich-Schere, Korruption, Missbrauch der Sozialen Medien, um die Massen zu manipulieren. Künstliche Intelligenz, die von undemokratischen Nachbarländern eingesetzt wird.
Sneha Navale, 32Jahre, Hausfrau, aus Indien
Deutschland ist zum Zufluchtsort für bedrohte Journalist*innengeworden. IhreStimmen sollen in diesem gemeinsamenProjekt von Tagesspiegel, Körber-Stiftung und der Nachrichtenplattform „Amal, Berlin!“ regelmäßig zu Wort kommen. Der Tagesspiegel hat von 2016 bis 2019 Beilagen mitTexten von Exiljournalist*innen unter demTitel#jetztschreibenwirveröffentlicht, dieKörber-Stiftung in Hamburg möchte mit ih-rem Fokusthema „Neues Leben im Exil“ undmit der Fachveranstaltung „Exile Media Forum“ die Aktivitäten von Menschen, die inDeutschland im Exil leben, sichtbar machenund unterstützen.
—Informationen und weitere Texte von Exil-journalist*innen unter www.tagesspiegel.de/exiljournalisten und www.koerber-stiftung.de/exil