Da flieht ein Mann mit Frau und Kindern aus Afghanistan, weil das Leben dort für sie zu gefährlich geworden ist. Er nimmt – das ist sein Beruf; das ist, was er kann – seine Kamera, und auch seine Frau filmt; und sie schaffen einen sehr berührenden Film über ihre Flucht und den weiten Weg als Familie bis nach Europa. Die Reise gelingt; sie kommen nach Ungarn, wo man ihnen die Fingerabdrücke abnimmt, und weiter bis nach Deutschland. Sie sind in Sicherheit, eigentlich.
Das ist die Geschichte der Filmemacher Hassan Fazili und Fatima Hussaini. Sie stellen ihren Film fertig und reisen von Festival zu Festival und waren kürzlich auch in Berlin, wo sie auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung ihre Dokumentation „Midnight Traveller“ zeigen. Der Saal ist voll. Das Publikum hält den Atem an. So nah dran sind Filmemacher sonst selten. Kein Wunder. Die Fazilis erzählen ja ihre Geschichte. Dann geht das Licht im Saal wieder an, und es fällt ein Satz, der deutlich macht: Das ist nicht wie im Kino, das ist das echte Leben und diese Geschichte ist noch keineswegs zu Ende.
Hassan Fazili und seine Familie sind jetzt von Abschiebung bedroht.
Weil ihre Fingerabdrücke in Ungarn und nicht in Deutschland erstmals dokumentiert sind, müssen sie nach geltendem Recht dort Asyl beantragen. Auch dann, wenn die politischen Umstände in Ungarn es den Filmemachern dort sehr schwer machen würden, sich eine berufliche Existenz aufzubauen, und es hier in Deutschland Strukturen und Kontakte gibt, die sie tragen.
Familie Fazili lebt jetzt in einem kleinen Dorf im Sauerland. Von dort aus kämpfen sie mit Rechtsanwälten und Organisationen um eine Möglichkeit, doch in Deutschland bleiben zu können. Maryam Mardana hat für Amal über die Veranstaltung bei der Böll-Stiftung berichtet. Sie zitiert Hassan Fazili mit den Worten: „Unser Film ist fertig. Er fliegt, frei wie ein Vogel, in alle Welt. Er macht, was er will. Wir aber sind wie Vögel in einem Käfig, wir sind noch hinter Gittern und warten auf die Freiheit.“
Unsere Themen in dieser Woche:
Eine Foto-Strecke zu den arabischen Kulturtagen, die am vergangenen Wochenende mit einem großen Konzert an der Universität Hamburg gefeiert wurden. Einen Bericht über BIN e.V., die Geflüchtete Frauen auf dem Weg in den Beruf begleitet.
Ein Porträt der jemenitischen Aktivistin Samah Alshaghdari, die seit 2017 in Norderstedt lebt.
Einen Kommentar zu den Nobelpreisen für Peter Handke und Abiy Ahmed – mit der zynischen Frage, ob als nächstes wohl Bashar al Assad geehrt wird.
Ein Video über das Konzert anlässlich der Arabischen Kulturtage – mit viel schöner Musik und Tanzeinlagen.