Wieso nicht auf Deutsch? Ein Kommentar Bild: Pieter Breughel der Ältere/Wikipedia

Wieso nicht auf Deutsch? Ein Kommentar

Als der Start von „Amal, Hamburg!“ angekündigt wurde, gab es viele Reaktionen. Positive, aber auch kritische. Besonders viele störten sich daran, dass Amal in arabischer und persischer Sprache berichtet. Integration könne nur auf Deutsch gelingen.

Bei manchen Geflüchteten ist das Wort „integriert“ übrigens ein Schimpfwort, mit dem ein Geflüchteter beschrieben wird, der auf alles verzichtet, um sich der neuen Gesellschaft anzupassen. Ich will hier nicht um die Begriffe streiten, ob das „Integration“ oder „Inklusion“ heißen soll. Es geht mir eher um die Bedeutung dahinter, ob sich nur die eine Partei anpassen soll, damit sie sich in das große Ganze integrieren kann, oder es ob darum geht, dass alle das Miteinanderleben suchen. Dafür muss man die Vielfalt und Heterogenität der Gesellschaft als grundlegend und selbstverständlich betrachten.

Viele Flüchtlinge haben Deutsch gelernt, viele andere aber noch nicht, oder sind noch auf dem Weg dazu. Menschen brauchen Zeit, um eine neue Fremdsprache lernen zu können, besonders wenn sie flüchten mussten – oft traumatisiert und tief unglücklich. Sprache ist nun einmal das entscheidende Mittel für Information – und Journalismus funktioniert nur, wenn die Sprache wirklich verstanden wird. Geflüchteten, die noch nicht (genug) Deutsch verstehen, nützen klassische deutsche Medien daher nichts. Genau dafür ist „Amal, Hamburg!“ gedacht. Das Nachrichtenportal soll Menschen über das informieren, was in Hamburg geschieht. So können sie viel über die Stadt lernen, in der sie leben – Voraussetzung für ein besseres Miteinander.

Ahmad Alrifaee
Bild: Pieter Breughel der Ältere/Wikipedia
Zuerst veröffentlich im Hamburger Abendblatt am 12. April 2019