Aleppo! Wiki Commons
4. Dezember 2024

Aleppo!

Bei vielen Syrer:innen in Deutschland läuft in diesen Tagen ununterbrochen der Fernseher und parallel werden Instagram und Facebook-Feeds gescrollt. Volle Aufmerksamkeit für die Ereignisse in Syrien: Aleppo, Idlib und vielleicht auch schon bald Hama? Bloß nicht mit den Augen zwinkern, man könnte womöglich etwas verpassen!

Dabei gibt es verschiedene Arten, wie man in diesen Tagen die Bilder anschauen kann, die uns aus dem Westen Syriens erreichen: Entweder man freut sich über die feiernden Kämpfer in ihrem Kampfoutfit, wie sie durch die Straßen Aleppos ziehen und vor der Zitadelle posieren und sieht in ihnen, was sie sind: Männer, die als Kinder hier gelebt haben und durch den Krieg vertrieben wurden und sich nun ihre Stadt zurückholen.

Oder man sieht, was sie auch sind: Teil von radikalen Milizen und Gruppierungen, die für eine radikal-islamistische Weltordnung stehen. In diesen Tagen sagen viele Syrer:innen in Deutschland: Egal, wer die Männer sind, alles ist besser als die Herrschaft von Bashar al-Assad. Allerdings klingen diese Aussagen oft gequält. Gerade unter denen, die aus Syrien nach Deutschland geflüchtet sind, haben viele persönliche Erfahrung damit, was radikal-islamistische Herrschaft für ihr Leben und ihren Alltag bedeuten könnte.

Aber

Es gibt aber auch noch eine dritte Art, die Bilder aus Aleppo zu betrachten und dazu passt unser Titelbild diese Woche: Viele Syrer:innen in Deutschland freuen sich über alles, was sie aus der Region zu sehen bekommen … solange möglich ist, sich zu freuen und zu hoffen. Sie sehen die Bilder aus Aleppo und denken an das Aleppo ihrer Erinnerung: An die Straßen mit ihren großen Bäumen, an den Bazar, mit seinen magischen Gassen, an die freundlichen, weltoffenen Menschen in den eleganten Cafés. Es ist das Aleppo der Hoffnung und das Idlib ihrer Träume. Orte, die es so schon lange nicht mehr gibt und vielleicht auch nie so gegeben hat. Das ist die Faszination des Augenblicks: Solange unklar ist, wie sich die Situation im Westen Syriens entwickelt, ist alles möglich und Träumen erlaubt. Aleppo? Ja, Aleppo! Und natürlich auch Idlib!

Interesse?

Haben Sie Interesse an diesem ganz besonderen Blick auf die aktuellen Ereignisse? Möchten Sie wissen, wie Syrer:innen in Deutschland die Ereignisse in Syrien bewerten und wie sie damit umgehen? Sprechen Sie uns an! Wir schreiben gerne Kommentare oder erstellen Berichte für ihr Medium.

Das gilt natürlich auch für das andere große Thema, das uns derzeit beschäftigt: Der aufziehende Wahlkampf in Deutschland: Ein großer Teil, der knapp 1 Million Syrer:innen, die 2014/15 nach Deutschland geflohen sind, haben inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen und für viele steht nun die erste Bundestagswahl an. Wollen Sie wissen, wie Amal-Redakteur:innen darüber berichten und was unsere Meinung dazu ist? Auch darüber schreiben wir gerne für Ihre Kommentarspalten. Sagen Sie einfach Bescheid:
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Viele Grüße vom Amal-Team
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